Zwei Kinder eines leitenden Mitarbeiters kauften gleich vier Wohnungen von der Genossenschaft – und vermieteten zwei davon weiter. Das Geschäft wird nun rückabgewickelt. Der Direktor erwarb ein Penthouse in Toplage im Nonntal. Die SPÖ fordert einen Neustart des Wohnbauriesen.
Die Gswb reagiert nun auf die anhaltende öffentliche Kritik – und repariert einige umstrittene, interne Wohnungsvergaben an Mitarbeiter. So haben die Geschäftsführer Christian Wintersteller und Bernhard Kopf mit jenen drei Mitarbeitern geredet, die im Aiglhof Billigmieten von 350 Euro inklusive bezahlen, selbst aber bis zu 4700 Euro netto verdienen, wie das SF aufdeckte.
Aiglhof: Ein Mitarbeiter gibt Billigmiete auf
Die Auflösung dieser Mietverhältnisse kann nur freiwillig erfolgen. Denn in ausfinanzierten Sozialwohnungen darf prinzipiell jeder wohnen, so steht es im Bundesgesetz zur Wohnungsgemeinnützigkeit. Ein Umstand, den LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) übrigens für untragbar hält. Immerhin ein leitender Gswb-Angestellter gibt das unbefristete Mietverhältnis nun aber auf. Der Mann, der auch noch einen Hälfteanteil an einer alten Gswb-Wohnung besitzt, will sich „eine kleine Zweizimmerwohnung“ kaufen, sagt Wintersteller.
Neun Eigentumswohnungen für Mitarbeiter und Angehörige
Im Sonderaufsichtsrat diesen Dienstag legen die Geschäftsführer auch die Eigentumsgeschäfte mit Mitarbeitern und deren Angehörigen offen. Seit 2007 wurden (von insgesamt 233) neun Wohnungen an Personen mit einem Nahverhältnis zur Gswb verkauft, der Großteil in begehrten Lagen der Stadt wie Aigen, Maxglan oder Nonntal. So erstand ein leitender Angestellter mit seiner Frau an der Zaunergasse eine Wohnung um 202.000 Euro (64 qm) für „die studierende und förderungswürdige Tochter“ (Wintersteller). Vom Aufsichtsrat genehmigt wurden die Gartenwohnung für den Sohn von Direktor Bernhard Kopf (334.000 Euro, Olivierstraße, Aigen) und das Penthouse, das Gswb-Direktor Wintersteller selbst um 515.000 Euro im Nonntal erwarb.

Roter Pfeil: Gswb-Luxusprojekt im Nonntal. Bild: Google
Gswb zahlt Kaufpreis zurück
Noch vor der Aufsichtsratssitzung bereinigt hat man auch den Fall jenes Führungsmitarbeiters, dessen beide Kinder mit Hilfe des Vaters gleich vier Wohnungen erwarben – und zwei später vermieteten. Die Geschwister, damals beide Anfang 20, kauften zunächst ihre Mietkaufwohnungen an der Samstraße um 105.000 bzw. 112.000 Euro. Einige Jahre später kamen eine geförderte Gswb-Wohnung an der Zaunergasse und eine Wohnung im Projekt an der Olivierstraße dazu – in Nachbarschaft zum Sohn von Bernhard Kopf. Mit dem Vater der jungen Wohnungsbesitzer hat man intern vereinbart, dass die ersten zwei Wohnungskäufe rückabgewickelt werden. Es habe dafür nur „ein sehr kurzes Gespräch“ gebraucht, schildert Kopf: „Wir erkannten das wegen der unterschiedlichen Namen nicht, das wäre sonst niemals von uns genehmigt worden.“ Es gehe nun „Geld gegen Wohnung“, die Mieterlöse würden mit den Nebenkosten gegengerechnet.
Penthouse um 515.000 Euro
Bleibt der Kauf eines Penthouses durch den Chef persönlich: Christian Wintersteller kaufte im April 2008 eine Maisonette an der Brunnhausgasse (128 qm), Terrasse (46 qm), zwei kleine Balkone, um 515.000 Euro – 4000 Euro je Quadratmeter. Der Revisionsverband hatte den Kaufpreis zuvor geprüft, der Aufsichtsrat das Sondergeschäft einstimmig gebilligt. „Alles korrekt“, wie Wintersteller selbst sagt.
„Ganz normale Vergabe“
Das Projekt in Bestlage am Fuße der Festung entstand, nachdem das Land 2002 seine Beamtenwohnungen abstieß. Die Gswb zahlte für das Immobilienpaket 11,4 Mill. Euro. Das Ensemble um die denkmalgeschützte Villa Berta („Daunschlössl“) mit 5117 qm begrünter Fläche kostete nur 817.000 Euro – 139 Euro je qm. Preismindernd wirkten die unkündbaren Mieter und der große Anteil an Grünland. Man habe mit einem renommierten Architekten 12 Wohnungen in zwei Häusern und der sanierten Villa errichtet, sagt Wintersteller – ohne Druck auf die Mieter auszuüben. Auch die Vergabe sei „ganz normal“ erfolgt. „Die Gswb, die Stadt und der Architekt haben gewusst, dass dort was passiert. Der Architekt kennt Leute. Die Information verbreitet sich dann von selbst. Die Wohnungen waren schon damals nicht günstig. Für sowas kommt nicht der normale Käufer, der eine Wohnbauförderung und eine Finanzierung braucht, in Frage.“ Er habe mit den beiden Tiefgaragenplätzen 554.000 Euro bezahlt, immerhin 4300 Euro je qm, so Wintersteller. Die Preisbildung sei ebenfalls „auf ganz normale Weise erfolgt – Grundkosten, wobei natürlich nicht der günstige Mischpreis gilt, Baukosten, die üblichen Zuschläge. Das ermittelt ein externer Gutachter, nicht wir.“
„Deutlich zu günstig“
Ein vom SF befragter Makler einer bekannten Immobilienkanzlei nennt den Preis aber „Wahnsinn“. „Das war schon damals deutlich zu günstig für diese Toplage. Heute ist man dort ohnehin erst mit 8000 bis 10.000 Euro dabei.“
Luxuswohnbau gehöre „nicht zum Kerngeschäft der Gswb“, betonen beide Direktoren den singulären Charakter dieser Liegenschaft. Gekauft haben dort auch ehemalige Manager aus Medien, von den Festspielen, den SALK, einer Bank und selbstständige Ärzte. Die Kaufpreise differierten erheblich: So bekam eine Mieterin ihre 89 qm Wohnung um 234.000 Euro; eine Gartenwohnung war 2008 mit 4830 Euro je qm teurer als das Penthouse; 2014 zahlte ein Käufer für eine Wohnung mit großem Garten 5170 Euro je qm.
„Filetstücke verteilt“
Ein Unternehmer aus der Werbebranche war damals auch interessiert. „Ich habe bei der Gswb angerufen. Man sagte mir, das ist alles reserviert. Ich habe mich damals geärgert. Auch meine Bekannten haben gesagt, dort hat man Filetstücke verteilt“, schildert der Mann. Es gebe immer Leute, die nicht zum Zug kämen, kontern Kopf und Wintersteller. „Da ist auch Neid im Spiel.“

Um die Gswb ist ein Machtkampf entbrannt.
Foto: SN/Robert Ratzer
Im Aufsichtsrat fliegen die Fetzen
Der Landtag hat nunmehr einen Antrag von ÖVP und Grünen beschlossen: Demnach soll die Gswb Wohnungen in Zukunft „vorwiegend“ nur mehr an förderungswürdige Personen verkaufen. Der SPÖ-Vizebürgermeisterin und Gswb-Aufsichtsrätin Anja Hagenauer ist das zu wenig. „Ich will, dass man sich die Gswb als Unternehmen insgesamt anschaut. Wie ist es aufgestellt? Entspricht das dem, wie eine Wohnbaugesellschaft im Jahr 2017 funktionieren muss oder haben wir Strukturen aus den 1990er-Jahren? Man kann durchaus von einer Krise der Gswb sprechen. Man sollte über einen Restart nachdenken, den Resetknopf drücken“, kritisiert Hagenauer. Sie verlange volle Transparenz und Aufklärung. Auch zu den Umständen von Winterstellers Wohnungskauf. „Gab es eine Reihung, eine Liste? Es erzeugt ein sehr schiefes Licht, wenn man sich in dieser privilegierten Wohnlage eine Eigentumswohnung zum Selbstkostenpreis kaufen konnte.“ Landesvize und Eigentümervertreter Christian Stöckl will sich im laufenden Bürgermeisterwahlkampf nicht äußern. Der Aufsichtsratschef Lukas Wolff, einst ÖVP-Gemeinderat, findet jedoch scharfe Worte: „Es gibt keine Krise und keinerlei Notwendigkeit, den Resetknopf zu drücken. Die Gswb wird in allen Belangen ordentlich geführt. Es gibt keine mangelnde Transparenz, man erwirtschaftet Gewinne. Was es gibt, sind profilierungssüchtige Stadtpolitiker im Vorwahlkampf, die gleichzeitig Aufsichtsratmitglieder sind und an dieser Doppelfunktion zerbrechen. Sie übersehen, dass sie als Aufsichtsräte Treuepflichten haben und das Unternehmen nicht pausenlos kritisieren dürfen.“
Sonja Wenger